5. März 2009
Reitender Engel für Kinder von Nicaragua
Wenn sie einen Ort nicht mit dem Auto erreichen kann, schwingt sie sich aufs Pferd und reitet auf den sandigen Straßen von Nicaragua zu ihren kleinen Schützlingen: Katharina Pförtner arbeitet als Beraterin für ein Projekt, das 1998 von der Niederländerin Astrid Dellemann ins Leben gerufen worden ist. Das Ziel lautet: Frühförderung von behinderten Kindern.
Die Sonderschullehrerin, geboren im Harz, ist 53 Jahre alt, die Organisation, zu der sie gehört, ist 47 Jahre älter und heißt Christoffel Blinden Mission (CBM) mit Sitz im hessischen Bensheim. CBM kümmert sich in 100 Ländern um Behinderte, es gibt 1000 Projekte, mit denen das Lebenswerk von Pastor Ernst Christoffel fortgesetzt wird, der aus dem Rheinland stammt und am 23. April 1951 in der iranischen Provinzhauptstadt Isfahan seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Auch Katharina Pförtner zog es schon früh hinaus in die Welt, eigentlich wollte sie im Ausland studieren, doch in Marburg blieb sie erst einmal hängen, wechselte nach dem Studium in den Staatsdienst und wurde Sonderschullehrerin in Delmenhorst. Die Arbeit machte ihr Spaß, das Fernweh jedoch blieb und ließ sich auch bei ihren Reisen in die Karibik nicht auf Dauer stillen. Auf Kreta lernte sie 1988 ihren späteren Mann Gale kennen, der 1983 und 1984 in Nicaragua Brigadist war und sein Land vor einem Angriff der USA schützen wollte.
Kinder adoptieren Eltern
Mit dieser Begegnung waren die Weichen für Katharina Pförtner gestellt. Ihre Eltern, die immer noch in Seesen wohnen, ließen sie 1992 nur schweren Herzens gehen. Zehn Jahre lang arbeitete das Ehepaar für verschiedene Projekte, 1999 adoptierten sie die beiden Mädchen Cassandra und Massiel. Daran erinnert sich Katharina Pförtner mit einem Schmunzeln: “Unsere Kinder sagen, sie hätten eigentlich uns adoptiert.” Dann wird sie wieder ernst: “Wir fanden die Kinder buchstäblich auf der Straße. Ihre Großmutter war im Krankenhaus, die Eltern verstorben. Wir konnten sie dort nicht lassen. Also haben wir sie mitgenommen.”
Über 50 Prozent der Bevölkerung von Nicaragua sind unter 16 Jahre alt, Familien mit mehr als sieben Kindern sind keine Seltenheit und gelten als Lebensversicherung, ein Irrtum, der dazu führt, dass Straßenkinder zum Alltagsbild gehören. Armut führt zu mangelhafter Ernährung, die Gefahr steigt, dass Kinder behindert zur Welt kommen. Dennoch sieht Katharina Pförtner einen Silberstreif am Horizont: “Hier gibt es eine Pionierstimmung, alles scheint möglich zu sein.”
Eltern schämen sich
Davon getragen wird auch das Projekt, für das Katharina Pförtner heute Maria Nazareth besucht. Die Kleine ist zweieinhalb Jahre alt. “Die Mutter wollte das Kind nicht behalten, weil es so schwer krank war”, erzählt die 53-Jährige auf dem Weg dorthin. Die Familie wohnt in einer Bretterhütte mit zwei Räumen, auf dem Hof gibt es eine Kochstelle.
Die Geburt von Maria Nazareth haben die 31-jährige Mutter und der 32-jährige Vater eine Woche lang verschwiegen, so groß war die Scham, doch die Tante des Mädchens machte Schluss damit und schaltete das Projektteam von Katharina Pförtner ein. Seither hat sich die Kleine prächtig entwickelt. Mit 18 Monaten konnte Maria Nazareth laufen. Die Förderung richtet sich nach einem Wochenplan, der Arbeitgeber der Mutter zeigt Verständnis und gibt ihr täglich eine Stunde früher frei.
Die Zweieinhalbjährige spielt sich ins Leben, gibt Dingen einen Namen, formt Papier zu Kugeln und malt mit großer Begeisterung, denn eins weiß die Kleine bereits ganz genau: Ist die Familienhelferin mit ihr zufrieden, bekommt sie eine Belohnung.
Für Katharina Pförtner gibt es ebenfalls eine Belohnung, sie sieht so aus: 2006 sind unter dem Dach von Christoffel Blinden Mission (CBM) 154 Kinder betreut worden, 2008 sind es 542, in diesem Jahr sollen es 1000 sein. Nicht nur die behinderten Kinder, auch Land und Leute sind ihr ans Herz gewachsen: “Die Menschen hier sind meistens unbeschwert und können immer lachen. Sie sind unglaublich kreativ und spontan.” Das Wichtigste aber sei: “Sie sind keine Kuscher.”
100 Jahre CBM
Auch Pelé ist mit dabei: Die Christoffel Blindenmission (CBM) mit Sitz im hessischen Bensheim hat viele prominente Förderer, ist in über 100 Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Osteuropas vertreten und fördert dort um die 1000 Hilfsprojekte für Behinderte und Blinde.
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Donnerstag, 5. März 2009
Sonntag, 1. März 2009
Heiko Philippin

Sie warten geduldig vor einem Krankenhaus.
13. Januar 2009
In 15 Minuten Augenlicht retten
Kinder und Erwachsene, Frauen und Männer, Jungs und Mädchen: Sie stehen in der prallen Sonne und warten geduldig vor einem Krankenhaus in Westkenia, bis sie an der Reihe sind. Zu ihnen gekommen ist Heiko Philippin mit seinem Team, mitgebracht haben sie alles, was nötig ist für Augenuntersuchungen und Augenoperationen. In 15 Minuten kann der gebürtige Stuttgarter, der in Freiburg Medizin studiert hat, Augenlicht retten, Menschen vom Grauen Star befreien, Blinde wieder sehend machen.
“Das ist immer wieder faszinierend”, sagt der 38-Jährige, der bei einem Wochenendseminar die Christoffel-Blindenmission (CBM) kennen gelernt hat und den Entschluss fasste: “Ich gehe in ein Entwicklungsland.” Davon habe er schon als Jugendlicher geträumt: “Es hat lange gedauert, aber ich genieße es jetzt sehr, meinen Traum leben zu dürfen.”
Weltweit 37 Millionen Menschen sind blind, 50 Prozent von ihnen leiden unter Grauem Star, jeder zweite Blinde in Afrika könnte geheilt werden, die Operation kostet 30 Euro.
Wenn Heiko Philippin nicht seine sieben Sachen packt und zu den Kranken fährt, arbeitet er mit über 50 Kenianern und einem Äthiopier in der Sabatia-Augenklinik in Westkenia. Jährlich untersuchen sie um die 30 000 Patientinnen und Patienten mit Augenleiden, machen pro Jahr 3 000 bis 4000 Operationen. Immer dabei ist eine Oberschwester, die schallend lacht, wenn Heiko Philippin in den Operationssaal kommt.
Morgen begleitet sie den 38-Jährigen wieder zu einer so genannten “Katarakt-Safari” in das Hochland am Rande des Rift Valley.
Blinde nicht bedauern
218 Millionen Menschen hat CBM bereits geholfen, 1,3 Milliarden Euro kamen an Spenden zusammen, die ersten Kapitel dieser Erfolgsgeschichte schrieb der Pfarrer Ernst Jakob Christoffel aus Rheydt im Rheinland (1876 bis 1955), der vor 100 Jahren zum ersten Mal in den Orient reiste. Sein Motto lautete: “Ihr dürft die Blinden nicht bedauern, Mitgefühl ja, aber kein Mitleid.” Beeindruckt von diesem Lebenswerk ist auch Eva Luise Köhler, die Frau des Bundespräsidenten weiß: “Er entwickelte Methoden, die bis heute Bestand haben, ein Blindenalphabet, integrative Unterrichtsmethoden und sogar ein eigener ´Duftgarten´ für blinde Menschen wurde von ihm angelegt.” Für Ernst Jakob Christoffel war sein Einsatz für die Schwachen und Behinderten gelebter Glaube, aus dem gleichen Grund hat sich Heiko Philippin für die CBM-Aufgabe entschieden: “Ich will meinen Glauben auch praktisch ausdrücken, sozusagen die Liebe Gottes mit meinen Händen ausdrücken.”
Manchmal fehlen dem 38-Jährigen zwar seine Freunde aus Deutschland, aber auch in Kenia kann er seinem Hobby nachgehen: fotografieren. Außerdem ist Kenia seine zweite Heimat geworden, denn: “Die Leute lachen viel, auch wenn das Leben hier hart ist. Landschaft, Vegetation und Tierarten sind atemberaubend. Wir können in unserem kleinen Garten vieles direkt ernten, zum Beispiel Bananen, Papayas, Mangos, Passionsfrüchte, Guaven…” Da kommt Heiko Philippin kaum noch aus dem Schwärmen heraus - morgen aber wird er wieder Menschen bei einer Katarakt-Safari helfen, während die Oberschwester schallend lacht.
Pele fördert CBM
Auch Pelé ist mit dabei: Die Christoffel Blindenmission (CBM) mit Sitz im hessischen Bensheim hat viele prominente Förderer, ist in über 100 Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Osteuropas vertreten und fördert dort um die 1000 Hilfsprojekte für Behinderte und Blinde.
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Irmela Erdmann

Eva-Luise Köhler informiert sich über die CBM-Arbeit von Irmela Erdmann.
21. Februar 2009
Engel der Blinden
Dr. Irmela Erdmann (51) aus Hamburg organisiert seit elf Jahren im Auftrag der Christoffel-Blindenmission (CBM) die augenmedizinische Hilfe in Uganda. Die große internationale Organisation aus dem südhessischen Bensheim hat Ende November 2008 ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert.
220 Millionen Menschen hat die CBM bisher geholfen. Irmela Erdmann ist eine der Säulen effizienter Arbeit, die sie aus dem Mengo-Krankenhaus in der Hauptstadt Kampala leitet. Die Menschen der Zwei-Millionen-Metropole verehren Irmela Erdmann aus Hamburg inzwischen als “Engel der Blinden”.
Fünfjährige hat eine neue Freundin
Bei Angel genießt “Doktor Irmela” sogar Heldenstatus: Von drüben, vom anderen Ende des Grüns, winkt die Fünfjährige, als ihre neue Freundin Irmela morgens gegen sieben Uhr zur Arbeit erscheint. Die Kleine klammert sich an die Knie einer Fremden - aber inzwischen doch so vertrauten - Frau aus Hamburg. Das Kind bedankt sich im heimischen Dialekt Luganda für die Operation: “Sie haben mich gerettet, Doktor Irmela!”
Die 51-Jährige hat in den vergangenen Jahren Tausenden das Augenlicht geschenkt. 37 Millionen Menschen weltweit sind blind. Etwa 300.000 davon in Uganda. Angel wäre es auch geworden - hätte ihre arme Familie nicht vom “Engel aus Hamburg” in der Mengo-Klinik von Kampala gehört. Mutter Lowe (27): “Meine Kleine hatte beim Spielen eine Glasscherbe ins Auge bekommen. Wir sind im Moped-Taxi ins Krankenhaus gefahren. Ich hatte von Dr. Erdmann von einer Nachbarin erfahren.”
Künstliche Linse eingesetzt
Die 51-Jährige operierte Angel. Sie bekam eine künstliche Linse, kann nun wieder sehen, die Mutter weinte vor Glück, Angel hatte gestrahlt. Mit einem Chauffeur fuhr die Ärztin ihre neue Freundin nach Hause.
Angels Vater verkauft Tomaten auf dem Markt, bringt 30 Dollar pro Monat mit nach Hause. Bei den Nartozas herrscht bittere Armut. Die Familie lebt in einem Raum auf sechs Quadratmetern. So leben viele der 30 Millionen Einwohner Ugandas mit einem jährlichen Durchschnittseinkommen von einem Dollar pro Tag. Ärzte, insbesondere Augenärzte, gibt es hier kaum.
Manchmal kümmert sich ein Arzt um eine Million Patienten. Irmela Erdmann: “Umgerechnet auf Hamburg bedeutete das, dass wir nur zwei Augenärzte in der Hansestadt hätten.”
Lockruf Afrikas gefolgt
Darum sei es die richtige Entscheidung gewesen, Bahrenfeld zu verlassen und dem Lockruf Afrikas (”afrique, mon amour!”) zu folgen. Insgeheim habe sie immer auf ein solches Ziel hingesteuert: “Losziehen und seinen Teil dazu beitragen, die Welt gerechter zu machen.”
Losgezogen ist die Abiturientin vom Gymnasium Othmarschen mit den Leistungsfächern Französisch und Biologie und einem “eher bescheidenen Notendurchschnitt von 2,5″ nach der Hochschulreife von 1975 nach Valencia. Das Warten auf den gewünschten Studienplatz überbrückte sie mit einer Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin. Danach: Medizinstudium in Rotterdam, Arbeit an Augenkliniken in Hamburg.
Bei einem Seminar lernt sie als Oberärztin Vertreter der Christoffel-Blindenmission kennen. Diese Hilfsorganisation betreibt weltweit 1.000 Projekte in den Armutsgebieten unserer Erde. Die Hamburgerin: “Mir war sofort klar, dass bei denen meine Zukunft liegt.” Vor elf Jahren ging es los. Von 1998 bis 2005 gab sie dem “Ruharo Eye Centre” in Mbara im Südwesten Ugandas ein neues Gesicht, organisierte OPs in Camps.
Mit einem Wasser-Kanister auf den Rücken geschnallt, operierte sie bei brütender Hitze 15 Stunden am Tag. Ein kleiner Schnitt für Dr. Irmela Erdmann, schnell die Augenlinse getauscht. Das ist ein großer Schritt zurück ins sehende Leben eines Patienten. Als die 51-Jährige 2006 in die Hauptstadt Kampala wechselt, ist ihre Arbeit im Land schon Kult.
Davon hat auch Eva Luise Köhler gehört, Stammgast und Schirmherrin der Christoffel-Blindenmission. Vor einem halben Jahr stand Deutschlands First Lady im OP. Irmela Erdmann: “Frau Köhler war
wissend, einfühlsam, unheimlich authentisch. Frau Köhler schloss Freundschaft mit der Familie eines Musiklehrers. Bevor sie ging, nahm sie mich zur Seite und sagte: ‘Sie geben den Menschen ihre Würde wieder, genießen sie Ihre Aufgabe, die Menschen brauchen Sie - und informieren Sie mich weiter.’” Was Irmela Erdmannn gern tut. Weihnachten fliegt der “Engel von Uganda” nach Hamburg, feiert in Bahrenfeld mit den Eltern. Irmela Erdmann freut sich schon jetzt auf die Fischbrötchen bei Daniel Wischer Für Angel bringt sie eine Haarschneidemaschine mit. Mutter und Tochter wollen im neuen Jahr einen kleinen Betrieb eröffnen, sich ein wenig dazu verdienen.
Wieder kommen wird Irmela Erdmann auf jeden Fall: “Es gibt in Afrika noch so viel zu helfen. Da kann ich doch echt nicht mehr weg!” Für morgen haben sich Angels Familie und Freunde angesagt. Die wollen Kuchen für die Klinik bringen.
bp/tj
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