25. Januar 2009
Wunder gibt es immer wieder
270 Millionen Menschen sind taub oder sie hören schwer, zwei Drittel von ihnen leben in der Dritten Welt, 37 Millionen Menschen sind blind, 50 Prozent von ihnen leiden unter Grauem Star, jeder zweite Blinde in Afrika könnte geheilt werden, die Operation kostet 30 Euro.
Sie sind also möglich, die “100 000 Wunder”, die der 46-jährige Pfarrer Clemens Bittlinger aus dem Odenwald mit dem Afro-Gospelchor des Rates Afrikanischer Christen in Berlin und Brandenburg besungen hat. 100 Jahre alt ist die Christoffel-Blindenmission (CBM) mit Sitz im hessischen Bensheim geworden. Eva Luise Köhler, die Gattin des Bundespräsidenten, übernahm die Schirmherrschaft und sagte in ihrem Grußwort vor 2000 Gästen im Palais am Berliner Funkturm, dass diese international tätige Hilfsorganisation stolz auf das bisher Geleistete sein könne.
218 Millionen Menschen hat CBM bereits geholfen, 1,3 Milliarden Euro kamen an Spenden zusammen, die ersten Kapitel dieser Erfolgsgeschichte schrieb der Pfarrer Ernst Jakob Christoffel aus Rheydt im Rheinland (1876 bis 1955), der vor 100 Jahren zum ersten Mal in den Orient reiste und dort ein Lebenswerk begann, an das sich der 70-jährige Pfarrer Abbas Schah-Mohammedi als letzter Täufling Christoffels beim CBM-Jubiläumsgottesdienst so erinnerte: “Er hat das Wort Gottes nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt. In einem Land wie mein Heimatland Iran ist das gar nicht so einfach.”
Haus zwischen Himmel und Hölle
Doch auch sein Vater habe diesen Pfarrer aus Deutschland bewundert, obwohl er mit der Entscheidung seines Sohnes, Christ zu werden, gar nicht einverstanden gewesen sei. Für Ernst Jakob Christoffel aber hoffte der Vater von Abbas Schah-Mohammedi: “Allah wird einmal ein extra Haus für ihn bauen zwischen Himmel und Hölle.”
Er hat sie aus der Hölle herausgeholt, Ernst Jakob Christoffel schulterte im Iran und in der Türkei Behinderte und trug sie zu einem Platz, wo sie gepflegt wurden. Für ihn waren Menschen mit Behinderungen “Lieblinge des Heilands”, denn: “Sie brauchen Gottes Zuwendung am dringendsten.” Auch Abbas Schah-Mohammedi ist blind, aber von seinem Vorbild habe er gelernt: “Erst kommen die anderen dran.” 2007 seien das immerhin 674 000 Menschen gewesen, die “mit Hilfe der CBM wieder sehend wurden”.
1955 starb Ernst Jakob Christoffel, seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Wüstenfriedhof von Isfahan im Iran, nach Deutschland zurückkehren wollte er nicht, er wollte sterben, wo er hingehörte, wo er jeden Abend Bratkartoffeln aß, um zu sparen, er teilte, was da war. So sei das auch heute noch bei der CBM, hat Pfarrer Abbas Schah-Mohammedi beim Jubliläumsgottesdienst seine Predigt beendet: “Es wird geteilt, was die Freunde ihr geben.”
Weitere “Wunder” möglich machen
Doch das ist immer noch nicht genug, rief CBM-Direktor Martin Georgi gegen Ende des Festaktes zu einer Kollekte auf. Damit weitere “Wunder” möglich werden, wie sie Anita, Rukia und Moses erlebt haben. Diese drei Kinder können wieder sehen, hören und an Krücken gehen.
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Sonntag, 1. März 2009
Irmela Erdmann

Eva-Luise Köhler informiert sich über die CBM-Arbeit von Irmela Erdmann.
21. Februar 2009
Engel der Blinden
Dr. Irmela Erdmann (51) aus Hamburg organisiert seit elf Jahren im Auftrag der Christoffel-Blindenmission (CBM) die augenmedizinische Hilfe in Uganda. Die große internationale Organisation aus dem südhessischen Bensheim hat Ende November 2008 ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert.
220 Millionen Menschen hat die CBM bisher geholfen. Irmela Erdmann ist eine der Säulen effizienter Arbeit, die sie aus dem Mengo-Krankenhaus in der Hauptstadt Kampala leitet. Die Menschen der Zwei-Millionen-Metropole verehren Irmela Erdmann aus Hamburg inzwischen als “Engel der Blinden”.
Fünfjährige hat eine neue Freundin
Bei Angel genießt “Doktor Irmela” sogar Heldenstatus: Von drüben, vom anderen Ende des Grüns, winkt die Fünfjährige, als ihre neue Freundin Irmela morgens gegen sieben Uhr zur Arbeit erscheint. Die Kleine klammert sich an die Knie einer Fremden - aber inzwischen doch so vertrauten - Frau aus Hamburg. Das Kind bedankt sich im heimischen Dialekt Luganda für die Operation: “Sie haben mich gerettet, Doktor Irmela!”
Die 51-Jährige hat in den vergangenen Jahren Tausenden das Augenlicht geschenkt. 37 Millionen Menschen weltweit sind blind. Etwa 300.000 davon in Uganda. Angel wäre es auch geworden - hätte ihre arme Familie nicht vom “Engel aus Hamburg” in der Mengo-Klinik von Kampala gehört. Mutter Lowe (27): “Meine Kleine hatte beim Spielen eine Glasscherbe ins Auge bekommen. Wir sind im Moped-Taxi ins Krankenhaus gefahren. Ich hatte von Dr. Erdmann von einer Nachbarin erfahren.”
Künstliche Linse eingesetzt
Die 51-Jährige operierte Angel. Sie bekam eine künstliche Linse, kann nun wieder sehen, die Mutter weinte vor Glück, Angel hatte gestrahlt. Mit einem Chauffeur fuhr die Ärztin ihre neue Freundin nach Hause.
Angels Vater verkauft Tomaten auf dem Markt, bringt 30 Dollar pro Monat mit nach Hause. Bei den Nartozas herrscht bittere Armut. Die Familie lebt in einem Raum auf sechs Quadratmetern. So leben viele der 30 Millionen Einwohner Ugandas mit einem jährlichen Durchschnittseinkommen von einem Dollar pro Tag. Ärzte, insbesondere Augenärzte, gibt es hier kaum.
Manchmal kümmert sich ein Arzt um eine Million Patienten. Irmela Erdmann: “Umgerechnet auf Hamburg bedeutete das, dass wir nur zwei Augenärzte in der Hansestadt hätten.”
Lockruf Afrikas gefolgt
Darum sei es die richtige Entscheidung gewesen, Bahrenfeld zu verlassen und dem Lockruf Afrikas (”afrique, mon amour!”) zu folgen. Insgeheim habe sie immer auf ein solches Ziel hingesteuert: “Losziehen und seinen Teil dazu beitragen, die Welt gerechter zu machen.”
Losgezogen ist die Abiturientin vom Gymnasium Othmarschen mit den Leistungsfächern Französisch und Biologie und einem “eher bescheidenen Notendurchschnitt von 2,5″ nach der Hochschulreife von 1975 nach Valencia. Das Warten auf den gewünschten Studienplatz überbrückte sie mit einer Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin. Danach: Medizinstudium in Rotterdam, Arbeit an Augenkliniken in Hamburg.
Bei einem Seminar lernt sie als Oberärztin Vertreter der Christoffel-Blindenmission kennen. Diese Hilfsorganisation betreibt weltweit 1.000 Projekte in den Armutsgebieten unserer Erde. Die Hamburgerin: “Mir war sofort klar, dass bei denen meine Zukunft liegt.” Vor elf Jahren ging es los. Von 1998 bis 2005 gab sie dem “Ruharo Eye Centre” in Mbara im Südwesten Ugandas ein neues Gesicht, organisierte OPs in Camps.
Mit einem Wasser-Kanister auf den Rücken geschnallt, operierte sie bei brütender Hitze 15 Stunden am Tag. Ein kleiner Schnitt für Dr. Irmela Erdmann, schnell die Augenlinse getauscht. Das ist ein großer Schritt zurück ins sehende Leben eines Patienten. Als die 51-Jährige 2006 in die Hauptstadt Kampala wechselt, ist ihre Arbeit im Land schon Kult.
Davon hat auch Eva Luise Köhler gehört, Stammgast und Schirmherrin der Christoffel-Blindenmission. Vor einem halben Jahr stand Deutschlands First Lady im OP. Irmela Erdmann: “Frau Köhler war
wissend, einfühlsam, unheimlich authentisch. Frau Köhler schloss Freundschaft mit der Familie eines Musiklehrers. Bevor sie ging, nahm sie mich zur Seite und sagte: ‘Sie geben den Menschen ihre Würde wieder, genießen sie Ihre Aufgabe, die Menschen brauchen Sie - und informieren Sie mich weiter.’” Was Irmela Erdmannn gern tut. Weihnachten fliegt der “Engel von Uganda” nach Hamburg, feiert in Bahrenfeld mit den Eltern. Irmela Erdmann freut sich schon jetzt auf die Fischbrötchen bei Daniel Wischer Für Angel bringt sie eine Haarschneidemaschine mit. Mutter und Tochter wollen im neuen Jahr einen kleinen Betrieb eröffnen, sich ein wenig dazu verdienen.
Wieder kommen wird Irmela Erdmann auf jeden Fall: “Es gibt in Afrika noch so viel zu helfen. Da kann ich doch echt nicht mehr weg!” Für morgen haben sich Angels Familie und Freunde angesagt. Die wollen Kuchen für die Klinik bringen.
bp/tj
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