Dienstag, 24. März 2009

Gerald Asamoah

24. März 2009
Asamoah Schirmherr der Berlitz-Bildungs-Stiftung

„Gerald Asamoah aus Ghana oder die Frage: Und wenn ein Schwarzafrikaner in der deutschen Nationalelf spielt, weil er ab dem 12. Lebensjahr in Hannover gelebt hat? Wenn dieser Affe für uns spielt, sagt 2006 ein Kiosk-Besitzer, schaue ich mir die Weltmeisterschaft nicht an. Seine Kunden nicken. Würden sie diesem Spieler in irgendeiner Fußgängerzone begegnen, ließen sie sich möglicherweise von ihm ein Autogramm geben.“

Dieses Zitat stammt aus dem Beitrag „Milla, Miller, Kamerun“ in der jüngsten „afrikapost“, die sich dem Thema „Blickwinkel - Bilder von Afrika“ widmet. Dieser von jenem Kiosk-Besitzer dermaßen diskriminierte Stürmer von Schalke 04 hat 2007 eine Stiftung für herzkranke Kinder gegründet. Nun ist er auch noch Schirmherr der Berlitz-Bildungs-Stiftung für Kinder.

Dazu sagt der 30-Jährige: „Ich habe selbst erlebt, wie es ist, wenn man als Kind benachteiligt aufwächst. Und ich habe erlebt, wie wichtig es dann ist, Unterstützung zu erfahren und damit neue Perspektiven zu sehen.“

Die Berlitz-Bildungs-Stiftung fördert Schulprojekte in Kenia und Rumänien. Das Spendenaufkommen liegt derzeit bei 70 000 Euro. Vorgestellt worden ist der neue Schirmherr im Frankfurter Presseclub. Der hessische Innenminister Volker Bouffier würdigte den Bundesligaprofi als „Musterbeispiel für einen Menschen, der fast alle Höhen und Tiefen erlebt hat.“

Seine Herkunft hat Gerald Asamoah nicht vergessen, auch nicht: „Bildung ist für jeden Menschen das Wichtigste.“

Sonntag, 15. März 2009

Das Mädchen aus Duisburg

15. März 2009
Eine tolle 12-Jährige

Nach dem Amoklauf von Tim K. in Winnenden wird aufgepasst: Eine Schülerin aus Duisburg hat in einem Chatroom eine Amokdrohung entdeckt. Unverzüglich informierte sie am Freitag die Polizei in Nordrhein-Westfalen, die wiederum ihre Kolleginnen und Kollegen in Wilhelmshaven einschaltete. Zu jener Zeit war die Realschule in Schortens bei Wilhelmshaven allerdings bereits geräumt worden, weil es auch für die Hauptschule, die sich im gleichen Gebäude befindet, eine Amokdrohung gab.

Die stammte mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem 12-Jährigen. In diesem Fall landete die Polizei einen schnellen Fahndungserfolg, die Internet-Spur führte zu einer Wohnung im Landkreis Friesland. Auf einem Computer wurden dort weitere Hinweise gefunden, die in einer öffentlichen Einrichtung endeten. Dort hatte der Junge ebenso wahrscheinlich die Drohung verfasst.

Noch nicht ganz so sicher wie im Hauptschul-Fall ist die Polizei im Realschul-Fall. Derzeit wird ein Kind vernommen, das unter dringendem Verdacht steht. Beschlagnahmt worden ist ein Computer. Auch die Eltern werden vernommen.

Für den 12-Jährigen und für das andere verdächtige Kind gilt sicherlich dieser Satz aus der Bibel: „Denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Im Fall von Tim K. macht „Bild am Sonntag“ heute daraus: „Es tut so weh und es macht so Angst, weil die Tat so unfassbar, nicht erklärbar ist.“

Wenn das so ist, wird es schwer für die „Achse des Lösens“ aus Kriminologen, Psychologen und Soziologen. Was nicht erklärbar wäre, könnte man auch nicht ändern. Das Beispiel der 12-Jährigen aus Duisburg dagegen macht deutlich: Nach dem Amoklauf von Tim K. haben offenbar viele Kinder ihre Antennen ausgefahren. Wenn das so bleibt und sich auch noch möglichst viele Erwachsene zu diesem tollen Mädchen gesellen, das sich Sorgen wegen einer Schule in einem Ort macht, den sie wahrscheinlich nicht einmal kennt…Hut ab vor dieser 12-Jährigen und vor allen, die zukünftig so handeln wie diese kleine Duisburgerin.

Donnerstag, 5. März 2009

Katharina Pförtner

5. März 2009
Reitender Engel für Kinder von Nicaragua

Wenn sie einen Ort nicht mit dem Auto erreichen kann, schwingt sie sich aufs Pferd und reitet auf den sandigen Straßen von Nicaragua zu ihren kleinen Schützlingen: Katharina Pförtner arbeitet als Beraterin für ein Projekt, das 1998 von der Niederländerin Astrid Dellemann ins Leben gerufen worden ist. Das Ziel lautet: Frühförderung von behinderten Kindern.

Die Sonderschullehrerin, geboren im Harz, ist 53 Jahre alt, die Organisation, zu der sie gehört, ist 47 Jahre älter und heißt Christoffel Blinden Mission (CBM) mit Sitz im hessischen Bensheim. CBM kümmert sich in 100 Ländern um Behinderte, es gibt 1000 Projekte, mit denen das Lebenswerk von Pastor Ernst Christoffel fortgesetzt wird, der aus dem Rheinland stammt und am 23. April 1951 in der iranischen Provinzhauptstadt Isfahan seine letzte Ruhestätte gefunden hat.

Auch Katharina Pförtner zog es schon früh hinaus in die Welt, eigentlich wollte sie im Ausland studieren, doch in Marburg blieb sie erst einmal hängen, wechselte nach dem Studium in den Staatsdienst und wurde Sonderschullehrerin in Delmenhorst. Die Arbeit machte ihr Spaß, das Fernweh jedoch blieb und ließ sich auch bei ihren Reisen in die Karibik nicht auf Dauer stillen. Auf Kreta lernte sie 1988 ihren späteren Mann Gale kennen, der 1983 und 1984 in Nicaragua Brigadist war und sein Land vor einem Angriff der USA schützen wollte.

Kinder adoptieren Eltern

Mit dieser Begegnung waren die Weichen für Katharina Pförtner gestellt. Ihre Eltern, die immer noch in Seesen wohnen, ließen sie 1992 nur schweren Herzens gehen. Zehn Jahre lang arbeitete das Ehepaar für verschiedene Projekte, 1999 adoptierten sie die beiden Mädchen Cassandra und Massiel. Daran erinnert sich Katharina Pförtner mit einem Schmunzeln: “Unsere Kinder sagen, sie hätten eigentlich uns adoptiert.” Dann wird sie wieder ernst: “Wir fanden die Kinder buchstäblich auf der Straße. Ihre Großmutter war im Krankenhaus, die Eltern verstorben. Wir konnten sie dort nicht lassen. Also haben wir sie mitgenommen.”

Über 50 Prozent der Bevölkerung von Nicaragua sind unter 16 Jahre alt, Familien mit mehr als sieben Kindern sind keine Seltenheit und gelten als Lebensversicherung, ein Irrtum, der dazu führt, dass Straßenkinder zum Alltagsbild gehören. Armut führt zu mangelhafter Ernährung, die Gefahr steigt, dass Kinder behindert zur Welt kommen. Dennoch sieht Katharina Pförtner einen Silberstreif am Horizont: “Hier gibt es eine Pionierstimmung, alles scheint möglich zu sein.”

Eltern schämen sich

Davon getragen wird auch das Projekt, für das Katharina Pförtner heute Maria Nazareth besucht. Die Kleine ist zweieinhalb Jahre alt. “Die Mutter wollte das Kind nicht behalten, weil es so schwer krank war”, erzählt die 53-Jährige auf dem Weg dorthin. Die Familie wohnt in einer Bretterhütte mit zwei Räumen, auf dem Hof gibt es eine Kochstelle.

Die Geburt von Maria Nazareth haben die 31-jährige Mutter und der 32-jährige Vater eine Woche lang verschwiegen, so groß war die Scham, doch die Tante des Mädchens machte Schluss damit und schaltete das Projektteam von Katharina Pförtner ein. Seither hat sich die Kleine prächtig entwickelt. Mit 18 Monaten konnte Maria Nazareth laufen. Die Förderung richtet sich nach einem Wochenplan, der Arbeitgeber der Mutter zeigt Verständnis und gibt ihr täglich eine Stunde früher frei.

Die Zweieinhalbjährige spielt sich ins Leben, gibt Dingen einen Namen, formt Papier zu Kugeln und malt mit großer Begeisterung, denn eins weiß die Kleine bereits ganz genau: Ist die Familienhelferin mit ihr zufrieden, bekommt sie eine Belohnung.

Für Katharina Pförtner gibt es ebenfalls eine Belohnung, sie sieht so aus: 2006 sind unter dem Dach von Christoffel Blinden Mission (CBM) 154 Kinder betreut worden, 2008 sind es 542, in diesem Jahr sollen es 1000 sein. Nicht nur die behinderten Kinder, auch Land und Leute sind ihr ans Herz gewachsen: “Die Menschen hier sind meistens unbeschwert und können immer lachen. Sie sind unglaublich kreativ und spontan.” Das Wichtigste aber sei: “Sie sind keine Kuscher.”

100 Jahre CBM

Auch Pelé ist mit dabei: Die Christoffel Blindenmission (CBM) mit Sitz im hessischen Bensheim hat viele prominente Förderer, ist in über 100 Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Osteuropas vertreten und fördert dort um die 1000 Hilfsprojekte für Behinderte und Blinde.

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Sonntag, 1. März 2009

Ernst Jakob Christoffel

25. Januar 2009
Wunder gibt es immer wieder

270 Millionen Menschen sind taub oder sie hören schwer, zwei Drittel von ihnen leben in der Dritten Welt, 37 Millionen Menschen sind blind, 50 Prozent von ihnen leiden unter Grauem Star, jeder zweite Blinde in Afrika könnte geheilt werden, die Operation kostet 30 Euro.

Sie sind also möglich, die “100 000 Wunder”, die der 46-jährige Pfarrer Clemens Bittlinger aus dem Odenwald mit dem Afro-Gospelchor des Rates Afrikanischer Christen in Berlin und Brandenburg besungen hat. 100 Jahre alt ist die Christoffel-Blindenmission (CBM) mit Sitz im hessischen Bensheim geworden. Eva Luise Köhler, die Gattin des Bundespräsidenten, übernahm die Schirmherrschaft und sagte in ihrem Grußwort vor 2000 Gästen im Palais am Berliner Funkturm, dass diese international tätige Hilfsorganisation stolz auf das bisher Geleistete sein könne.

218 Millionen Menschen hat CBM bereits geholfen, 1,3 Milliarden Euro kamen an Spenden zusammen, die ersten Kapitel dieser Erfolgsgeschichte schrieb der Pfarrer Ernst Jakob Christoffel aus Rheydt im Rheinland (1876 bis 1955), der vor 100 Jahren zum ersten Mal in den Orient reiste und dort ein Lebenswerk begann, an das sich der 70-jährige Pfarrer Abbas Schah-Mohammedi als letzter Täufling Christoffels beim CBM-Jubiläumsgottesdienst so erinnerte: “Er hat das Wort Gottes nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt. In einem Land wie mein Heimatland Iran ist das gar nicht so einfach.”

Haus zwischen Himmel und Hölle

Doch auch sein Vater habe diesen Pfarrer aus Deutschland bewundert, obwohl er mit der Entscheidung seines Sohnes, Christ zu werden, gar nicht einverstanden gewesen sei. Für Ernst Jakob Christoffel aber hoffte der Vater von Abbas Schah-Mohammedi: “Allah wird einmal ein extra Haus für ihn bauen zwischen Himmel und Hölle.”

Er hat sie aus der Hölle herausgeholt, Ernst Jakob Christoffel schulterte im Iran und in der Türkei Behinderte und trug sie zu einem Platz, wo sie gepflegt wurden. Für ihn waren Menschen mit Behinderungen “Lieblinge des Heilands”, denn: “Sie brauchen Gottes Zuwendung am dringendsten.” Auch Abbas Schah-Mohammedi ist blind, aber von seinem Vorbild habe er gelernt: “Erst kommen die anderen dran.” 2007 seien das immerhin 674 000 Menschen gewesen, die “mit Hilfe der CBM wieder sehend wurden”.

1955 starb Ernst Jakob Christoffel, seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Wüstenfriedhof von Isfahan im Iran, nach Deutschland zurückkehren wollte er nicht, er wollte sterben, wo er hingehörte, wo er jeden Abend Bratkartoffeln aß, um zu sparen, er teilte, was da war. So sei das auch heute noch bei der CBM, hat Pfarrer Abbas Schah-Mohammedi beim Jubliläumsgottesdienst seine Predigt beendet: “Es wird geteilt, was die Freunde ihr geben.”

Weitere “Wunder” möglich machen

Doch das ist immer noch nicht genug, rief CBM-Direktor Martin Georgi gegen Ende des Festaktes zu einer Kollekte auf. Damit weitere “Wunder” möglich werden, wie sie Anita, Rukia und Moses erlebt haben. Diese drei Kinder können wieder sehen, hören und an Krücken gehen.

Heiko Philippin



Sie warten geduldig vor einem Krankenhaus.

13. Januar 2009
In 15 Minuten Augenlicht retten

Kinder und Erwachsene, Frauen und Männer, Jungs und Mädchen: Sie stehen in der prallen Sonne und warten geduldig vor einem Krankenhaus in Westkenia, bis sie an der Reihe sind. Zu ihnen gekommen ist Heiko Philippin mit seinem Team, mitgebracht haben sie alles, was nötig ist für Augenuntersuchungen und Augenoperationen. In 15 Minuten kann der gebürtige Stuttgarter, der in Freiburg Medizin studiert hat, Augenlicht retten, Menschen vom Grauen Star befreien, Blinde wieder sehend machen.

“Das ist immer wieder faszinierend”, sagt der 38-Jährige, der bei einem Wochenendseminar die Christoffel-Blindenmission (CBM) kennen gelernt hat und den Entschluss fasste: “Ich gehe in ein Entwicklungsland.” Davon habe er schon als Jugendlicher geträumt: “Es hat lange gedauert, aber ich genieße es jetzt sehr, meinen Traum leben zu dürfen.”

Weltweit 37 Millionen Menschen sind blind, 50 Prozent von ihnen leiden unter Grauem Star, jeder zweite Blinde in Afrika könnte geheilt werden, die Operation kostet 30 Euro.

Wenn Heiko Philippin nicht seine sieben Sachen packt und zu den Kranken fährt, arbeitet er mit über 50 Kenianern und einem Äthiopier in der Sabatia-Augenklinik in Westkenia. Jährlich untersuchen sie um die 30 000 Patientinnen und Patienten mit Augenleiden, machen pro Jahr 3 000 bis 4000 Operationen. Immer dabei ist eine Oberschwester, die schallend lacht, wenn Heiko Philippin in den Operationssaal kommt.

Morgen begleitet sie den 38-Jährigen wieder zu einer so genannten “Katarakt-Safari” in das Hochland am Rande des Rift Valley.

Blinde nicht bedauern

218 Millionen Menschen hat CBM bereits geholfen, 1,3 Milliarden Euro kamen an Spenden zusammen, die ersten Kapitel dieser Erfolgsgeschichte schrieb der Pfarrer Ernst Jakob Christoffel aus Rheydt im Rheinland (1876 bis 1955), der vor 100 Jahren zum ersten Mal in den Orient reiste. Sein Motto lautete: “Ihr dürft die Blinden nicht bedauern, Mitgefühl ja, aber kein Mitleid.” Beeindruckt von diesem Lebenswerk ist auch Eva Luise Köhler, die Frau des Bundespräsidenten weiß: “Er entwickelte Methoden, die bis heute Bestand haben, ein Blindenalphabet, integrative Unterrichtsmethoden und sogar ein eigener ´Duftgarten´ für blinde Menschen wurde von ihm angelegt.” Für Ernst Jakob Christoffel war sein Einsatz für die Schwachen und Behinderten gelebter Glaube, aus dem gleichen Grund hat sich Heiko Philippin für die CBM-Aufgabe entschieden: “Ich will meinen Glauben auch praktisch ausdrücken, sozusagen die Liebe Gottes mit meinen Händen ausdrücken.”

Manchmal fehlen dem 38-Jährigen zwar seine Freunde aus Deutschland, aber auch in Kenia kann er seinem Hobby nachgehen: fotografieren. Außerdem ist Kenia seine zweite Heimat geworden, denn: “Die Leute lachen viel, auch wenn das Leben hier hart ist. Landschaft, Vegetation und Tierarten sind atemberaubend. Wir können in unserem kleinen Garten vieles direkt ernten, zum Beispiel Bananen, Papayas, Mangos, Passionsfrüchte, Guaven…” Da kommt Heiko Philippin kaum noch aus dem Schwärmen heraus - morgen aber wird er wieder Menschen bei einer Katarakt-Safari helfen, während die Oberschwester schallend lacht.

Pele fördert CBM

Auch Pelé ist mit dabei: Die Christoffel Blindenmission (CBM) mit Sitz im hessischen Bensheim hat viele prominente Förderer, ist in über 100 Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Osteuropas vertreten und fördert dort um die 1000 Hilfsprojekte für Behinderte und Blinde.

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Irmela Erdmann



Eva-Luise Köhler informiert sich über die CBM-Arbeit von Irmela Erdmann.

21. Februar 2009
Engel der Blinden

Dr. Irmela Erdmann (51) aus Hamburg organisiert seit elf Jahren im Auftrag der Christoffel-Blindenmission (CBM) die augenmedizinische Hilfe in Uganda. Die große internationale Organisation aus dem südhessischen Bensheim hat Ende November 2008 ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert.

220 Millionen Menschen hat die CBM bisher geholfen. Irmela Erdmann ist eine der Säulen effizienter Arbeit, die sie aus dem Mengo-Krankenhaus in der Hauptstadt Kampala leitet. Die Menschen der Zwei-Millionen-Metropole verehren Irmela Erdmann aus Hamburg inzwischen als “Engel der Blinden”.

Fünfjährige hat eine neue Freundin

Bei Angel genießt “Doktor Irmela” sogar Heldenstatus: Von drüben, vom anderen Ende des Grüns, winkt die Fünfjährige, als ihre neue Freundin Irmela morgens gegen sieben Uhr zur Arbeit erscheint. Die Kleine klammert sich an die Knie einer Fremden - aber inzwischen doch so vertrauten - Frau aus Hamburg. Das Kind bedankt sich im heimischen Dialekt Luganda für die Operation: “Sie haben mich gerettet, Doktor Irmela!”

Die 51-Jährige hat in den vergangenen Jahren Tausenden das Augenlicht geschenkt. 37 Millionen Menschen weltweit sind blind. Etwa 300.000 davon in Uganda. Angel wäre es auch geworden - hätte ihre arme Familie nicht vom “Engel aus Hamburg” in der Mengo-Klinik von Kampala gehört. Mutter Lowe (27): “Meine Kleine hatte beim Spielen eine Glasscherbe ins Auge bekommen. Wir sind im Moped-Taxi ins Krankenhaus gefahren. Ich hatte von Dr. Erdmann von einer Nachbarin erfahren.”

Künstliche Linse eingesetzt

Die 51-Jährige operierte Angel. Sie bekam eine künstliche Linse, kann nun wieder sehen, die Mutter weinte vor Glück, Angel hatte gestrahlt. Mit einem Chauffeur fuhr die Ärztin ihre neue Freundin nach Hause.

Angels Vater verkauft Tomaten auf dem Markt, bringt 30 Dollar pro Monat mit nach Hause. Bei den Nartozas herrscht bittere Armut. Die Familie lebt in einem Raum auf sechs Quadratmetern. So leben viele der 30 Millionen Einwohner Ugandas mit einem jährlichen Durchschnittseinkommen von einem Dollar pro Tag. Ärzte, insbesondere Augenärzte, gibt es hier kaum.

Manchmal kümmert sich ein Arzt um eine Million Patienten. Irmela Erdmann: “Umgerechnet auf Hamburg bedeutete das, dass wir nur zwei Augenärzte in der Hansestadt hätten.”

Lockruf Afrikas gefolgt

Darum sei es die richtige Entscheidung gewesen, Bahrenfeld zu verlassen und dem Lockruf Afrikas (”afrique, mon amour!”) zu folgen. Insgeheim habe sie immer auf ein solches Ziel hingesteuert: “Losziehen und seinen Teil dazu beitragen, die Welt gerechter zu machen.”

Losgezogen ist die Abiturientin vom Gymnasium Othmarschen mit den Leistungsfächern Französisch und Biologie und einem “eher bescheidenen Notendurchschnitt von 2,5″ nach der Hochschulreife von 1975 nach Valencia. Das Warten auf den gewünschten Studienplatz überbrückte sie mit einer Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin. Danach: Medizinstudium in Rotterdam, Arbeit an Augenkliniken in Hamburg.

Bei einem Seminar lernt sie als Oberärztin Vertreter der Christoffel-Blindenmission kennen. Diese Hilfsorganisation betreibt weltweit 1.000 Projekte in den Armutsgebieten unserer Erde. Die Hamburgerin: “Mir war sofort klar, dass bei denen meine Zukunft liegt.” Vor elf Jahren ging es los. Von 1998 bis 2005 gab sie dem “Ruharo Eye Centre” in Mbara im Südwesten Ugandas ein neues Gesicht, organisierte OPs in Camps.

Mit einem Wasser-Kanister auf den Rücken geschnallt, operierte sie bei brütender Hitze 15 Stunden am Tag. Ein kleiner Schnitt für Dr. Irmela Erdmann, schnell die Augenlinse getauscht. Das ist ein großer Schritt zurück ins sehende Leben eines Patienten. Als die 51-Jährige 2006 in die Hauptstadt Kampala wechselt, ist ihre Arbeit im Land schon Kult.

Davon hat auch Eva Luise Köhler gehört, Stammgast und Schirmherrin der Christoffel-Blindenmission. Vor einem halben Jahr stand Deutschlands First Lady im OP. Irmela Erdmann: “Frau Köhler war
wissend, einfühlsam, unheimlich authentisch. Frau Köhler schloss Freundschaft mit der Familie eines Musiklehrers. Bevor sie ging, nahm sie mich zur Seite und sagte: ‘Sie geben den Menschen ihre Würde wieder, genießen sie Ihre Aufgabe, die Menschen brauchen Sie - und informieren Sie mich weiter.’” Was Irmela Erdmannn gern tut. Weihnachten fliegt der “Engel von Uganda” nach Hamburg, feiert in Bahrenfeld mit den Eltern. Irmela Erdmann freut sich schon jetzt auf die Fischbrötchen bei Daniel Wischer Für Angel bringt sie eine Haarschneidemaschine mit. Mutter und Tochter wollen im neuen Jahr einen kleinen Betrieb eröffnen, sich ein wenig dazu verdienen.

Wieder kommen wird Irmela Erdmann auf jeden Fall: “Es gibt in Afrika noch so viel zu helfen. Da kann ich doch echt nicht mehr weg!” Für morgen haben sich Angels Familie und Freunde angesagt. Die wollen Kuchen für die Klinik bringen.

bp/tj

Jürgen Rudolph

10. Januar 2009
Kinder sollen nicht die Verlierer sein

„Wenn einer den Gerichtssaal als Sieger verlässt, hat das Kind verloren“, sagt der Familienrichter Jürgen Rudolph, der in drei Jahrzehnten über mehr als 4 000 Scheidungen zu Gericht gesessen hat. 1992 gehörte er zu den Initiatoren des Arbeitskreises Cochem, in dem Vertreter der Lebensberatung, des Familiengerichtes, Gutachter, das Kreisjugendamt, Mediatoren und Anwälte des Landkreises sitzen.

Kinder leiden unter Trennungen, dieses Leid wird verstärkt, wenn sich die Eltern während des Trennungsprozesses in die Haare bekommen. Das will dieser Arbeitskreis verhindern. Schnelle Intervention ist wichtig, weiß Jürgen Rudolph aus Erfahrung. Je schneller reagiert werde, desto mehr Schlimmes könne verhindert werden.

Gelingt es einem Elternteil, das Kind gegen den anderen Elternteil aufzuhetzen, ist für das Kind eine negative soziale Karriere fast schon vorgezeichnet. Das beweisen Forschungen in den USA. Auf solche Forschungsergebnisse greift der Arbeitskreis Cochem oft zurück, denn in Deutschland steckt die Wissenschaft auf diesem Gebiet noch in den Kinderschuhen.

Als Familienrichter kennt Jürgen Rudolph seine Grenzen. Auf psychologische Prozesse könne er keinen Einfluss nehmen. Das habe er als Jurist nicht gelernt. Deshalb: Der Arbeitskreis arbeitet auch mit Psychologen zusammen. Das Ziel der Arbeit aller Beteiligten lautet stets: Dem Kind sollen beide Elternteile erhalten bleiben.

Weitere Informationen über diesen beispielhaften interdisziplinären Cochemer Arbeitskreis gibt es unter www.ak-cochem.de

Schülerfriedenspreis

4. Februar 2009
Niedersachsen: Vier Schulen mit Schülerfriedenspreis ausgezeichnet

Hannover (tj). Schülerinnen und Schüler aus Niedersachsen erinnern in einem Musical an die Swing-Jugend während des Hitlerfaschismus, an den Aufstand des Herero-Volkes im ehemaligen Südwestafrika und an Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion in Hannover, sie pflegen Partnerschaften und knüpfen Kontakte für die Völkerverständigung. Dafür hat die niedersächsische Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann vier Schulen aus Berenbostel, Ronnenberg und Hannover mit dem Schülerfriedenspreis ausgezeichnet. Verliehen wird dieser Preis seit 1992.

„Der Schülerfriedenspreis steht für ein nach außen hin deutlich sichtbares politisches Engagement. Mit ihrem´ Einsatz vor Ort tragen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrerinnen und Lehrern dazu bei, ein Klima der Toleranz zu erhalten und auszubauen. Für diesen Einsatz danke ich allen“, hat die Ministerin bei der Preisverleihung hervorgehoben.

Das sind die ausgezeichneten Schulen und Projekte:

Erster Preis

Geschwister-Scholl-Gymnasium, Berenbostel

Musical "Swinging St. Pauli", das an die Swing-Jugend während des Hitlerfaschismus in Hamburg erinnert. Im Mittelpunkt stehen der Widerstand und die Verfolgung von jungen Menschen. Das Muscial wird von der Big Band des Gymnasiums begleitet. „Swinging in St. Pauli“ ist bisher in Berenbostel und Tostedt aufgeführt worden. Für den 26. März 2009 ist eine Aufführung in Hannover geplant.

Zweiter Preis

Marie-Curie-Schule - KGS Ronnenberg

Deutsch-namibische Versöhnungsaktion. Das Projekt erinnert seit 2004 an den Aufstand des Herero-Volkes und seine blutige Niederschlagung in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika zwischen 1904 bis 1908.

Zweiter Preis

Berufsbildende Schule Alice-Salomon-Schule, Hannover

Internationale Projekt "Verbesserung der Völkerverständigung". Die Schule hat Kontakt zu einer Schule in Israel und zu einer Universität in der Türkei. Mit ihrer Partnerschaftsarbeit will die Alice-Salomon-Schule ein anderes Deutschlandbild bei zukünftigen Erzieherinnen und Erziehern in Israel und der Türkei vermitteln.

Dritter Preis

Heinrich-Heine-Schule, Hannover

Patenschaft für den Ehrenfriedhof am Nordufer des Maschsees in Hannover. Auf diesem Ehrenfriedhof sind Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs bestattet. Außerdem haben Schülerinnen und Schüler Kontakte mit einer russischen Schule aus der Stadt Salechard im nördlichen Ural geknüpft.

Ein Beitrag für http://deutschehelden.blogspot.com und www.onlinezeitung24.de

Marie und Sophie



10. Januar 2009
Marie und Sophie: Die Superhirne aus Koblenz

Mit diesem Navibil gibt es für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer keine Hindernisse mehr, der angezeigte Weg ist frei davon. Die Erfinderinnen heißen Sophie und Marie. Sie wohnen in Koblenz. Mit dieser Erfindung haben die Zwillinge bereits den Forscherpreis der Christoffel-Blindenmission gewonnen, jetzt heimsten die beiden 14-Jährigen auch noch Fernsehruhm ein.

Große Hoffnungen hatten sie sich nicht gemacht, als sie sich bei ProSieben bewarben, doch dann rief Galileo an und überraschte die Erfinderinnen mit der Nachricht: “Ihr seid unter den fünf Favoriten für den Wissenspreis.” Gedreht werden musste nur noch ein Video-Clip für die Abstimmung, die Anfang Dezember stattfand.

Völlig aus dem Häuschen waren die Zwillinge aus Koblenz, weil der Navibil beim ProSieben-Publikum genauso gut ankam wie bei Reinhold Behr als Finanzdirektor der Christoffel-Blindenmission. Der sagte bei der Preisverleihung: “Diese Erfindung ist ein Glück für alle Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer auf der Welt.”

Sophie, Marie - wie funktioniert denn eure Erfindung?

Die Zwillinge: “Wir haben die Stadtteile von Koblenz aufgeteilt, sind sie mit einem Rollstuhlfahrer abgegangen, haben alle schwierigen Passagen notiert, Fahrbahnbeschaffenheit, Hindernisse und so. Dann haben wir Legenden geschrieben, unsere Mitschüler vom Görres-Gymnasium haben sie auch in europäische Fremdsprachen übersetzt.” Spezialisten des Fraunhofer-Instituts digitalisierten die Forschungs-Ergebnisse der Mädchen, Sophie und Marie erstellten die Software. Fertig war Novibil!

Die digitalen Daten gibt es mit einem entsprechenden Klein-Computer im Touristik-Büro von Koblenz. Ein prima Service, der schon jetzt für bundesweites Interesse sorgt.

Das dürfte auch für die nächste Erfindung der Zwillinge gelten. Bei einem Besuch der Bibliothek in Weimar haben sie Milben, die alte Buchseiten attackieren, den Kampf der weiblichen Superhirne angesagt.